Einführung in das Gedrängetraining – gedrängespezifische Rumpfübungen

Unter der Rubrik Trainingstipps werden die Trainer der WRA zukünftig grundlegende Übungen und Techniken vorstellen, um Rugbytrainern und -spielern in ganz Deutschland Hilfestellung zu leisten. In unserem ersten Beitrag möchten wir dabei einen genaueren Blick auf die Problematik des Gedrängetrainings werfen. Folgende Tipps und Übungen sollen dazu dienen, die Spieler körperlich und mental optimal auf das Gedränge vorzubereiten. Erst wenn diese Techniken beherrscht werden, kann der nächste Schritt zu verschiedenen Gedrängeübungen gemacht werden.

Grundsätzlich gilt: die Sicherheit der Spieler sollte in diesem Trainingsbereich absolute Priorität haben, denn in keinem anderen Bereich des Rugbysports ist das Verletzungsrisiko so hoch wie an der Gedrängesituation.

Die Schlüsselpunkte für Gedränge-Einheiten:

  • S-Sicherheit stets berücksichtigen
  • A-Anpassen an die jeweilige Altersgruppe
  • F-Fehler erkennen und technisches Feedback geben
  • E-Erfahrungsschatz der Spieler erweitern

Das Ziel des Gedrängetrainings:

Ziel eines jeden Trainings muss es sein die Gedrängetechnik eines jeden Stürmers durch Konzentration auf die Körperposition und der damit einhergehenden Rumpfstabilität (core strength) zu verbessern.

Im Mittelpunkt steht dabei die sog. Tower Of Power (TOP) Position, die die optimale Gedrängeposition darstellt. Da das Gedränge nur so effektiv ist wie die schwächste Körperposition darin, möchten wir mit gedrängspezifischen Rumpfübungen die korrekte Körperposition erarbeiten.

Die Tower Of Power (TOP) Position im Detail:

Füße schulterbreit (Zehen zeigen nach vorne, das Gewicht auf den Fußballen

Knie gebeugt

Hüfte Stellung des Beckens, angespannte Rückenmuskulatur

Rumpf stelle dir eine Schnur durch deinen Bauchnabel vor, die jemand von hinten zieht

Ellenbogen eng am Körper anliegend

Schulterblätter zusammen gezogen

Brust rausgestreckt

Kopf/Hals parallel zum Oberkörper

 

Gedrängespezifische Rumpfübungen

Wichtig für alle Übungen: Stelle erst fest, ob die Spieler die TOP Position beherrschen! Der Fokus liegt auf der Körperposition, nicht auf dem Gewicht und der zurückgelegten Entfernung in der Übungsumsetzung! Die nun folgenden Rumpfübungen sind nach ihrer Schwierigkeit geordnet.

Halten auf allen Vieren
Wir beginnen mit einer einfachen Übung. Spieler 1 hält die TOP -Position auf allen Vieren, während Spieler 2 ihn von allen Seiten versucht leicht anzuschieben. Die Intensität kann bei einer guten Körperposition dann erhöht werden.

 auf allen Vieren

1 vs. 1 Gedrängesimulation
Bei dieser Übung stehen 2 Spieler in Gedrängepostition gegeneinander. In guter TOP Position erfolgt dann die Bindung mit beiden Armen.

  1. Im Stillstand vor und zurück “wippen”. Dabei wird nur der Gesäßmuskel genutzt.
  2. In verschiedene Richtungen bewegen und TOP Position halten, mit angemessenem Schub – der Trainer gibt das entsprechende Kommando (vor, zurück, links, rechts)

Rumpfstabilität im Gedränge

Medizinball halten
Bei dieser Übung nimmt der Spieler einen Medizinball vom Boden auf und hebt ihn mit ausgestreckten Armen auf Höhe des Gesichts. Diese TOP Position wird dann kurz gehalten. Das ganze wird bis zu 10x wiederholt.

Medizinball halten

Auf Gymnastikball Rumpf stabil halten
Hier halt der Spieler 1 die TOP Position auf dem Gymnastikball während Spieler 2 den Ball seitwärts bzw. vor und zurück bewegt. Diese Übung sollte 30 Sekunden durchgeführt werden, sehr gute Spieler können dies bis zu einer Minute lang machen.

Reifen schieben
Hierbei schiebt der Spieler den Autoreifen nach vorne und konzentriert sich auf die TOP-Position. Wichtig sind viele kleine, schnelle Schritte und eine schulterbreite Fußstellung bei einem flachen Rücken/Hintern. Bei zu großen Schritten werden die Spieler, speziell bei einem tiefem Boden, große Probleme haben vorwärts zu kommen.

Kann der Spieler keine TOP-Position mit tiefem Hintern und geradem Rücken einnehmen, bewegt sich der Reifen auch keinen Zentimeter. Der Reifen bewegt sich nur nach vorne, wenn der Reifen auch tatsächlich nach vorne geschoben wird und nicht nach unten. Auf diese Weise wird der Druck optimal umgesetzt.

In unserem nächsten Beitrag werden wir dann weitere, im Schwierigkeitsgrad steigende, Übungen vorstellen.